Spitzenleistungen im Sport, Job und MBA-Studium trotz Handicaps

Trotz gesundheitlicher Beeinträchtigung eine erfolgreiche Managerkarriere? Ein Sportstudium im Rollstuhl? Das alles scheint für viele unvorstellbar zu sein. Michael Kröner (35), MBA-Student an der Open University Business School und Product Manager bei Sunrise Medical in Malsch bei Heidelberg beweist das Gegenteil. Der passionierte Wettkämpfer hatte schon vor seinem schweren Autounfall Skirennsport betrieben. Nach einer Rehabilitationspause begann er wieder mit dem Leistungssport und wurde zum Studium an der Deutschen Sporthochschule in Köln zugelassen. Kurz vor seinem Abschluss zum Diplomsportwissenschaftler kam er in Kontakt mit seinem heutigen Arbeitgeber, wo er seit 2001 beschäftigt ist. Diverse sportliche Höchstleistungen fallen auch diese Zeit: Kröner gewann 2002 die Bronzemedaille im Super-G bei den Paralympics in Salt Lake City. Weitere sportliche deutsche Meistertitel, Auszeichnungen bei den Weltmeisterschaften im Slalom und anderen Skidisziplinen sowie bei den Paralympics in Nagano schmücken seine sportliche Karriere. Und wenn alles gut geht, wird Michael Kröner in Kürze sein MBA-Studium an der Open University abschließen.

Nachdem sich Kröners Arbeitsbereich als Product Manager Manual Mobilty auf den gesamten europäischen Markt ausgedehnt hat und der strategische Planungsanteil wuchs, beschloss er, mit einem MBA-Studium seine Kenntnisse methodisch zu erweitern. Besonders für Ingenieure, aber auch für Trainer oder Pädagogen, die im Produktmanagement oder Marketing tätig sind, sei es enorm hilfreich, ihr Handwerkzeug noch besser zu verstehen, erläutert Kröner seine Motive, weshalb er sich für ein MBA-Studium entschied. Für die Open University Business School sprachen mehrere Gründe. Zum einem hatten drei Arbeitskollegen den MBA an der britischen Fernuniversität absolviert und empfanden ihr Studium als persönliche Bereicherung und hervorragende Qualifizierung für ihren Job. Zum anderen unterstützte die Sunrise Medical GmbH & Co KG  auch finanziell die MBA-Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. Kröner schätzt sowohl die „reale“ als auch „virtuelle“ Barrierefreiheit der Open University – auch die in den Köpfen der Tutoren und Unimitarbeiter. Klassische Lehrbücher und auch die modernen Web basierten Möglichkeiten des Lernens nutzt der MBA-Studierende gleichermaßen. Der gute Kontakt im Netzwerk zu seinen internationalen Studienkollegen sei auch in seinen Job hilfreich gewesen. „Viele neue Eindrücke und wertvolle Kontakte habe ich durch meine Tutorengruppe, aber auch im elektronischen Konferenzsystem gewonnen“, berichtet der Produktmanager. Besonders gefiel ihm die mehrtägige Residential School zum MBA-Modul „Fundamentals of Senior Management“ in Holland. Beim Studium sei allerdings das Zeitmanagement wesentlich: „Bis zu 15 Stunden in der Woche lernen, gleichzeitig arbeiten, Leistungssport treiben und noch ein wenig Zeit für das Privatleben finden, das ist eine große Herausforderung“, sagt Kröner.

Achteinhalbtausend Open University Studenten haben eine gesundheitliche Beeinträchtigung. An der Fakultät der Business School sind es allerdings nur etwa 44  MBA-Studierende. „Das könnten mehr sein“, entgegnet Tristan Sage, Studienberater für die MBA-Programme in Deutschland. Denn oft seien gerade Menschen mit einem Handicap hoch qualifiziert, motiviert und verfügen über besondere persönliche Stärken, meint Sage. Ein Unfall oder eine Erkrankung sollte für keinen Manager das Ende seiner beruflichen Träume bedeuten. Eine gute Führungspersönlichkeit – mit oder ohne Handicap –  zeichne Selbstbewusstsein, Motivation, Disziplin und Kampfgeist aus. „Das sind Manager-Eigenschaften, die man in einem MBA-Studium ausbaut“. Parallelen zu Sportlerpersönlichkeiten sieht Michael Kröner durchaus gegeben. Denn engagierte Athleten benötigen eben die gleichen Eigenschaften wie gute Manager, um ihren Weg an die Spitze zu meistern.

Michael Kröner sieht sich deshalb auch als Vorbild für andere, so auch als Mitglied im Handbiker-Team Sopur, dem Werksteam von Sunrise Medical, das aus vielen engagierten Persönlichkeiten besteht. Er und sein Teamkollegen sind sich ihrer Signal- und Vorbildwirkung bewusst. Mit dem Sopur-Motto „Chancen sehen“ möchten sie Wege aufzeigen, wie man trotz einer Behinderung aktiv am Sport, im Beruf und am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann. In einer Hinsicht hat es Michael Kröner etwas leichter als andere: Denn diese Philosophie ist zugleich Bestandteil des unternehmerischen Selbstverständnisses seines Arbeitgebers, der sich auf Medizintechnik und moderne, sportliche Rollstühle und Handbikes mit „bissigen“ Namen wie „Shark“ oder „x-Limit“ spezialisiert hat.

Die Marke Sopur gehört heute zum amerikanischen Unternehmen Sunrise Medical. Das Sport-TeamSopur wurde 1987 gegründet, um den Rollstuhl- und Handbikersport und die technische Entwicklung voran zu treiben. Es hat sich zum Ziel gesetzt, sich gegenseitig zu motivieren und die Erfahrungen mit anderen Menschen, besonders jenen, die erst seit kurzem im Rollstuhl sitzen, zu teilen. Die Sportler haben bereits unzählige paralympische Medaillen und Weltrekorde erreicht.

www.open.ac.uk/business-school

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